Interview mit Petra Pelz

Die Gärten von Petra Pelz haben Sie mit Sicherheit schon oft bewundert, denn es gibt in Deutschland praktisch keine Gartenschau ohne Ihre wunderschönen Pflanzkombinationen. Ihr Markenzeichen: fein komponierte, natürliche Pflanzungen, die uns von Ferne und von Nahem immer wieder mit neuen Hinguckern begeistern. Aber auch im Bereich von Hausgärten setzt Petra Pelz mit Ihrem Pflanzenkönnen Maßstäbe. Ich freu mich deshalb sehr, sie hier heute im Interview zu haben!

 

Wir haben jetzt April, was blüht denn schon in Deinem Garten?

Im Garten blühen jetzt wenige Blumenzwiebel Arten, dafür in größerer Stückzahl wie cremefarbige Narzissen und Frühlingsanemonen. Ich liebe es ja immer schlicht und dafür kräftig.

Du bist ja vor allem für große Planungen von Gartenschauen bekannt, mit vielen großen Stauden und Gräsern. Bei vielen ist der Platz im eigenen Garten aber sehr begrenzt. Wie kann man diesen großzügigen Stil in kleinere Hausgärten übertragen?

Ich finde auch in kleinen Gärten kann man großzügig pflanzen und es kommt auf die Pflanzenauswahl an. Ich würde besonders auf kleineren Pflanzflächen Pflanzen auswählen, die nicht allzu hoch werden, die lange blühen, vielleicht noch eine Herbstfärbung oder einen Fruchtschmuck haben und vor allem schönes Laub vom Austrieb bis zum Sterben in Schönheit. Das sind die Dreiblattspiere, die Indigolupine oder meine Lieblingspflanze die Schönaster.

Petras früherer Privatgarten

Woher holst Du Dir neue Ideen und Inspiration für Deine Pflanzplanungen?

Ich sehe mich um. Ich besuche Gärtnereien, suche dort nach Unbekanntem und Verbreitungswürdigen. Denn auf Gartenschauen braucht man ja auch immer mal etwas Neues und das schlummert oft nicht beachtet und unerkannt in den Gärtnereien. Wenn ich dann mit etwa 10 bis 15 Gärtnereien zu tun habe während der Planungsphase, ergeben sich immer Neuheiten oder es gibt direkt von den Gärtnern Empfehlungen. Ein anderer Weg ist gemeinsam mit Kollegen und Gleichgesinnten zu reisen und Gärten zu besuchen und sich auszutauschen. Das tue ich regelmäßig.

Wenn ich wenig Zeit habe, aus meinem langweiligen Rasen aber gerne ein schönes Beet machen möchte – welche drei Tipps hast Du da? 

Tipps habe ich eher weniger, aber Fragen. Die sollte sich jeder selbst beantworten. Denn die Beantwortung der Fragen führt zu eigenen Erkenntnissen, die dich auf den richtigen Pfad führen.

Also frag dich:

  1. Welche Vorlieben habe ich und was gefällt mir? Zum Beispiel; liebe ich es mediterran oder puristisch modern oder verspielt romantisch? Wie soll die Höhe sein, will ich etwas verdecken oder hervorheben? Welche Funktion hat mein Beet?
  2. Sind meine Wünsche passend zu meinem Standort und den Möglichkeiten? Frag dich auch; Wie möchte ich den Garten nutzen?
  3. Wieviel Zeit und Liebe möchte ich dem Garten, dem Beet widmen bzw. was kann ich mir kräftemäßig und zeitlich auch leisten.

Was sind die drei wichtigsten Tipps, um ein Beet auf Dauer in Schuss zu halten?

  1. Wichtig ist es, robuste Pflanzen nach ihren Bedürfnissen und passend zum Standort auszuwählen. Rhododendron in Kalkböden wird es schwer haben und schattenliebenden Farne in der Sonne auch. Robuste Pflanzen mit guten Eigenschaften zu finden. Sie machen es einem in der Pflege leicht.
  2. Sammeln und Impulskäufe zu vermeiden. Ich weiß, es ist schwer. Ich rate dazu, falls man es einfach nicht übers Herz bringt – nichts zu kaufen -, dann sollte man sich ein Extra Beet anlegen, wo man die Pflanzen zwischenparkt. Ich nenne es Arche Noah Beet. Später kann man sie lieber mit einer Idee im Kopf in das eigentliche Beet holen.
  3. Ich rate dazu eher kleinere und größere Gruppen zu pflanzen und das in einer vernünftigen Dichte, so dass diese den Boden bedecken. Menschen bearbeiten oft gern die Böden (harken und hacken). Es verhindert, dass sich Pflanzendecken schließen. Die sind aber geradezu pflegeleicht. Es ist wie Mulchen mit Pflanzen und verhindert Unkraut.

Kannst du uns 3 Lieblingspflanzen nennen, und warum sie zu Deinen Lieblingen gehören?

  1. Japanwaldgras – Hakonechloa macra

Er ist ein wahrer Schatz. Sein unglaublich eleganter weicher Blattschopf säumt Wege und Kanten. Ich liebe dieses Gras, weil es so unkompliziert und robust ist. Sein später Austrieb wird mit Frühlingsanemonen und Traubenhyazinthen überspielt. Dann aber behält es seine Form, selbst wenn die Farben verblassten sind, bis zum Frühjahr.

Standort: Freifläche, Gehölzrand nicht zu trocken.

Größe: 50 cm; Blüte: grün, VII–VIII

  1. Schönaster – Kalimeris incisa Madiva

Nie enttäuscht wurde ich von der Schönaster. Robust, überaus reich und lange blühend wächst sie in perfekter dichter, kugeliger Form und ist dabei noch standfest. Da sie so dicht wächst, unterdrückt sie Unkraut.

Sie wächst am trockenen oder feuchten Standort, im leichten Schatten oder in der Sonne.

Standort Beet, Freifläche, Gehölzrand

Größe: 80 cm, Blüte: weißlich, VII–X

  1. Johanniswolke – Aconogonon speciosa

Diese Pflanze habe ich durch Wolfgang Oehme kennengelernt und das erste Mal auf der IGA in Rostock 2003 verwendet. Sie schiebt schon früh ihre Massen in die Höhe und ist die Großstauden mit der frühesten Blüte.

Sie bildet imposante Büsche und kann wie ein Strauch verwendet werden. So ist sie als Sichtschutz gut geeignet. (siehe Foto im Hintergrund der Salbei)

Standort: Freifläche, Beet

Größe: 180 cm; Blüte: weißlich, IV-VI

Johanniswolke auf der IGA Rostock

Planst Du heute in Zeichen des Klimawandels anders als in der Vergangenheit?

Ja, auf alle Fälle. Auch ich musst schmerzlich lernen, was in meinem eigenen Garten jetzt nicht mehr funktioniert. Zum Beispiel habe ich jahrelang als Einfassungen von Pflanzflächen mit großer Vorliebe das Japanwaldgras verwendet. Das musste ich im vergangenen Jahr in den Halbschatten pflanzen. Jetzt wächst stattdessen das Herbstknopfgras Sesleria autumnalis.

Ich achte jetzt viel mehr darauf, wie die Pflege im Anschluss sein kann. Wenn nicht gewässert werden kann, muss ich robustere und trockenheitsverträgliche Pflanzengemeinschaften auswählen. Das sind auch sehr ästhetische Konzepte. Nur haben sie einen anderen Charakter als das, was ich bisher so gepflanzt habe.

Findest Du eine Beetbewässerung noch Zeitgemäß?

Es kommt darauf an. Auf großen extensiven Flächen eher nicht. In kleinen sehr repräsentativen Pflanzungen finde ich, sollte man auch solche Möglichkeit haben. Wobei ich gegen eine automatische Bewässerung bin. Mir gefallen Bewässerungsmöglichkeiten mit einem normalen Wasseranschluss viel besser. Es zwingt die Gartenbesitzer nachzudenken und ihre Pflanzen zu beobachten und nicht dem Automatismus zu verfallen. In diesem Fall habe ich schon viele der Pflanzungen in Kundengärten verloren. Die Pflanzen sind einfach ertrunken.

Ich danke Dir Petra, für das Interview!

Wenn Sie noch mehr über Petra Pelz und Ihr Pflanzenwissen erfahren möchten, können Sie auf Ihrem Blog https://petra-pelz.com/lieblingspflanzen-meine-10-besten-pflanzen-fuer-das-staudenbeet/ nachschauen. Außerdem startet am 21. April Ihr Beet Online Kurs zum Thema Sonnenbeet. Alle Infos dazu finden Sie hier: https://petra-pelz.com/sonnenflut/

Vielleicht ist das ja genau das Richtige für Ihren Garten!

Bis bald,

Ihre  Lilli Straub

 

Du findest diesen Beitrag hilfreich? Dann teile ihn gerne: