Interview mit dem Holzprofi: was Sie über Holzterrassen wissen sollten

Ich liebe meine Holzterrasse im Garten!

 

Sie macht aus der Terrasse das erweiterte Wohnzimmer weil dort ein alter Dielenbelag verlegt ist. Sie vermitteln uns im Sommer das Gefühl von Urlaub wenn wir barfuß über die warmen Dielen laufen können.

Das Holz hat eine wohnliche Atmosphäre und passt sich mit seinen gedeckten Farbtönen jeder Bepflanzung und anderen Materialien im Garten perfekt an.

Und ich weiss ich bin nicht die einzige die die Terrassendielen liebt!

Wenn Sie sich auch eine Holzterrasse anlegen möchten, dann sind Sie heute genau richtig.

 

Heute habe ich Josef Plößl vom Gesamtverband Deutscher Holzhandel e.V.  im Interview um die wichtigsten Fragen rund um die Holzterrasse zu klären.

 

Herr Plößl ich habe schon erwähnt wie toll das Barfußlaufen im Sommer auf der Terrasse ist. Welche Holzart ist zum Barfußlaufen geeignet?

 

Der Begriff „Barfußdiele“ wurde im Zusammenhang mit einer massiven Diele aus Nadelholz im Jahr 2000 zum Unwort des Jahres im Holzhandel erklärt. Der Begriff ist dahingehend irreführend, da der anatomische Aufbau des Holzes insbesondere von Nadelholz dazu führt, dass in Verbindung mit Niederschlägen die Holzoberfläche ohnehin rau wird. Das liegt in der Natur der Sache.

Das führt dazu, dass sich Fasern oder ganze Jahrringe in Form von Spreißel ablösen können. Leider hat auch der Holzfachhandel noch nicht das Produkt ohne Nachteile erfunden. Jedoch arbeiten wir daran.

 

Es gibt jedoch eine Reihe von Hölzern, die dem Begriff der „Barfußdiele“ schon sehr nahe kommen. Eigenschaften solcher Hölzer sind eine hohe Dichte, schwere und homogen gewachsenes Holz, welches darüber hinaus auch noch astarm ist. Das trifft auf viele Tropenhölzer, die für den Terrassenbau geeignet sind, zu.

Jene Hölzer neigen schlichtweg weniger zu Splittern und Spreißeln. Auch das Profil der Diele ist entscheidend. Dielen mit glatter Oberfläche neigen weniger zu Splitter als Dielen mit profilierter Oberfläche oder Dielenoberfläche mit Rillen.

 

Ich persönlich möchte kein Tropenholz in meinem Garten und habe mich deshalb für ein europäisches Holz entschieden. Wir laufen Barfuß auf der Terrasse und ab und an gibt es tatsächlich Spreißel. Uns ist es das aber Wert und wir haben bewusst ein heimisches Holz gewählt. Wenn ich also kein Tropenholz möchte, zu welchem Holz raten Sie mir dann?

 

Wir würden dem Käufer entweder zur sibirische bzw. europäischen Lärche oder der Douglasie raten. Wie gesagt müsste der Käufer dabei eine kürzere Dauerhaftigkeit der Hölzer im Vergleich zu Tropenhölzern in Kauf nehmen.

Das Preis-Leistungsverhältnis spricht aber klar für die genannten Hölzer. Bei der Verlegung ist darauf zu achten, dass die Terrasse bestenfalls an der Südseite des Hauses liegt. Generell muss immer darauf geachtet werden, dass Holz, wenn es im Außenbereich eingesetzt wird, gut abtrocknen kann.

Hierzu ist eine gute Umlüftung des Holzes notwendig. Dann kann man auch 10 und mehr Jahre Spaß auf und mit seiner Holzterrasse haben.

Als weitere dauerhafte Alternative ist noch die kesseldruckimprägnierte Kiefer zu nennen.

Auch thermisch behandelte Hölzer wie die Thermoesche erreichen sehr gute Dauerhaftigkeiten.

 

Das sollten wir vielleicht nochmal klären, was bedeutet die Bezeichnung thermisch behandelt?

 

Die Hitzebehandlung des Holzes bei ca. 200 ° C macht das Holz dunkler in der Farbe und dauerhafter gegenüber Pilzbefall. Nachteil der Thermobehandlung ist, dass das Holz spröder wird und an Festigkeit verliert. Deshalb darf Thermoholz nicht tragend als Balkondiele eingesetzt werden.

 

Was sind die baulichen Nachteile eines europäischen Holzes gegenüber eines Tropenholzes?

 

Unsere einheimischen und europäischen Hölzer besitzen nicht die natürliche Dauerhaftigkeit im bewitterten Außeneinsatz wie einige Tropenhölzer.
Im Erdkontakt hält die Kiefer 3 Jahre, Douglasie 5 Jahre und die Lärche 5-10 Jahre.
Holz wurde in Deutschland deswegen kaum horizontal der Witterung bzw. in Bodennähe eingesetzt. Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel. In Einzelfällen wurden z.B. Stege von stillen Gewässern aus einheimischen Hölzern gebaut. Hierbei wusste man jedoch aus Erfahrung, dass der Stegbelag alle paar Jahre erneuert werden musste. Ansonsten wurde alles Holz immer möglichst vor Niederschlägen geschützt verwendet, z.B. Schwarzwaldhäuser mit ihren weit auskragenden Dächern.

 

Anders die Holländer, die durch Ihre koloniale Vergangenheit, dauerhafte Tropenhölzer im Küstenverbau einsetzten.

 

Die dauerhafteste europäische Holzart ist die Robinie. Leider wächst die Robinie meist sehr krumm, so dass sich kaum Dielen in üblichen Längen erzeugen lassen.

 

In dem Zusammenhang ist ja auch immer das illegale Abholzen von Regenwäldern ein Thema. Auf welche Zertifikate sollte ich als Verbraucher achten, wenn ich sichergehen möchte, dass das Holz nicht aus illegalem Raubbau stammt?

 

Das Holzhandelssicherungsgesetz stellt in Deutschland sicher, dass kein Holz aus Raubbau mehr auf den deutschen Markt kommt. Der Kunde hat also die Gewähr, dass er nur Holz aus legalem Einschlag, d.h. in Übereinstimmung mit den Gesetzen des jeweiligen Herkunftslandes, bekommt. Zertifikate, die für nachhaltige Forstwirtschaft stehen sind z.B. das FSC oder das PEFC-Siegel

 

Immer wichtiger wird auch das Thema Schadstoffe in Baumaterialien. Gibt es Richtlinien was die Chemische Bearbeitung von Holzdielen für den Außenbereich angeht?

 

Die Holzschutzmittelhersteller sowie Betreiber von Imprägnieranlagen unterliegen strengen Vorschriften; welche sicherstellen, dass die Umwelt möglichst wenig beeinträchtigt wird.
Die europäische Biozid-Verordnung verlangt eine human- und umwelttoxikologische Prüfung aller Wirkstoffe.

 

 

Wo liegt der Einstiegspreis für einen m² Terrassenholz

 

Kiefer kesseldruckimprägniert   20 €/m2

Douglasie                                           30 € /m²

Lärche                                                 40 €/m²

 

Kommen wir mal zur Pflege des Holzes, das ist ja immer eine wichtige Frage. Einige meiner Kunden lieben es wenn das Holz vergraut was es ja nach ca. 2 Monaten schon tut, je nach Wettereinfluss. Aber andere Kunden wollen die schöne braune Holzfarbe erhalten. Wenn ich nicht möchte dass mein Holz vergraut, wie oft muss ich es dann streichen?

 

Je nach Wetterexposition und Beanspruchung mindestens 1x im Jahr ein „Ölwechsel“.

 

Mit was muss ich es streichen?

 

 Die besten Erfahrungen hat man mit Ölen gemacht. Sie bilden keine oberflächliche Schicht, reißen nicht und blättern nicht ab. Gegen Vergrauen helfen nur UV-Blocker, das sind spezielle Farbpigmente, die das UV-Licht absorbieren.

 

Wenn mir das Vergrauen nichts ausmacht, muss ich das Holz dann trotzdem pflegen, z.B. mit einem bestimmten Öl?

 

Holz sollte regelmäßig von Schmutz und Dreck befreit werden. Vor allem Erde und Laub

sammeln sich in den Fugen schnell an. Regelmäßige Reinigung schützt das Holz vor Algenbefall. Algenbefall ist immer ein Zeichen für erhöhte, länger anhaltende Feuchte Algenbefall kann also das Holz dauerhaft schädigen.

Das Ölen der Dielen hilft als temporärer Feuchteschutz. Durch die Ölschicht wir die Oberfläche für eine Zeit lang wasserabweisend.

 

Immer wieder komme ich in einen Kundengarten in dem ein Holzdeck verlegt wurde, was noch gar nicht so alt ist. Durch eine falsche Bauweise ist aber Feuchtigkeit eingedrungen und das Holz ist schon nach kurzer Zeit beschädigt. Wie sollte die Abgrenzung zum Rasen sein, der ja meist an das Deck anschließt? Eine Möglichkeit ist ja das Deck etwas höher als den Rasen zu setzen so dass Luft unter das Deck kommt, Gibt es noch eine andere Möglichkeit?

 

Ganz wichtig ist es, dass das Holz nicht dauerhaft durchfeuchtet ist. So bleibt das Holz dauerhaft.

Von der Rasenfläche darf somit keine Feuchtigkeit in die Unterkonstruktion oder den Belag eindringen! Wir empfehlen daher Rasenkantensteine als Abgrenzung zum Rasen zu verlegen.

 

Dadurch wird der Holzbelag auch vor Schäden durch Rasenmähern oder Rasentrimmern geschützt. Für eine gute Umlüftung von Belag und Unterkonstruktion sorgt ein umlaufendes Gitter. Gitterroste aus verzinkten Blech, Aluminium- oder gar Edelstahl können auch als ein gärtnerisches Gestaltungselement eingesetzt werden und haben dadurch gleich einen doppelten Nutzen.

 

 

 

Vielen Dank an Herrn Plößl für das spannende Interview!

 

Ich hoffe Sie fanden die Tipps von Herrn Plößl hilfreich!

Weitere Informationen rund um das Thema Holz und Holzprodukte finden Sie auf der Webseite www.holzvomfach.de. Über HolzvomFach finden Sie garantiert auch einen Holzfachhändler ganz in Ihrer Nähe.

 

Bis bald,

Lilli Straub

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